Gedenkstunde für den Widerstand 1933 bis 1945 und die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Veranstalter Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (DZOK) e.V.:
Dr. Anne Sudrow: „Heil Kräuter Kulturen“ und „Saat der Gewalt“ Die SS, die ökologische Landwirtschaft und die Naturheilkunde im KZ Dachau – und ihre Verbindungen nach Ulm und Württemberg
Für die Widerstandskämpfer von 1933 bis 1945 und die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft findet am Sonntag, 16. November 2025, um 11.00 Uhr die Gedenkstunde am Volkstrauertag in der KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg statt.
In diesem Jahr ist die renommierte Historikerin Anne Sudrow zu Gast. Sie stellt die Ergebnisse ihrer gerade veröffentlichten und viel beachteten Studie vor, die die enge Verbindung zwischen SS-Forschungen, anthroposophischen Netzwerken und bio-alternativen Firmen unter mörderischer Ausbeutung von KZ-Häftlingen beschreibt.
In ihrer Rede erinnert Sudrow an die Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge in der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt des KZ Dachau, die von den Tätern verharmlosend „Kräutergarten“, von den Häftlingen treffender „Plantage“ genannt wurde. Die Historikerin benennt verantwortliche Täter wie den Anthroposophen und führenden Vertreter der biologisch-dynamischen Bewegung Franz Lippert, der von 1924 bis 1940 Obergärtner bei Weleda in Schwäbisch Gmünd tätig war, bevor er als SS-Offizier von September 1941 bis April 1945 die „Plantage Dachau“ leitete. Sudrow erläutert die Verbindungen und Interessen weiterer Personen, Firmen und Institutionen in Deutschland an den „Heil Kräuter Kulturen“ und erklärt wie diese mit der nationalsozialistischen Kriegs- und Kolonialisierungspolitik in Osteuropa zusammenhingen. Abschließend beschreibt sie die „Saat der Gewalt“ – die Entwicklung nach 1945. Sie schildert, wie überlebende KZ-Häftlinge das landwirtschaftliche Areal als Projekt der Wiedergutmachung weiter betrieben und warum dies 1949 scheiterte. Sie problematisiert, wie das in Dachau gewonnene Wissen von deutschen Unternehmen weiterverwendet wurde und reflektiert einen ethisch angemessenen Umgang mit der Geschichte.