Kreative im Fokus: Rasmus Schöll

 

Rasmus Schöll im Interview

"Es gibt Dinge, die wir vermissen, von denen wir gar nicht wissen, dass wir sie vermissen." Dieses Zitat von Rasmus ist uns direkt im Kopf geblieben.

Wir treffen uns an diesem Tag mit Rasmus Schöll, dem Inhaber des Kokoschinskis Café und Kultur und der Aegis Buchandlungen.

 

Als Setting haben wir uns die Aegis Buchhandlung in der Ulmer Innenstadt, direkt neben dem Café Kokoschinski, ausgesucht. Wenn man dort hineinkommt, fühlt man sich, wie in einer anderen Welt, einer magischen Welt der Bücher - ein bisschen wie bei Harry Potter.

Wir wurden ganz herzlich von Rasmus in Empfang genommen und haben uns gemeinsam einen schönen Ort in der Buchhandlung gesucht, wo das Interview stattfinden konnte. Wir haben uns für den zweiten Stock entschieden - hier wird die Harry Potter Atmosphäre intensiver   - und Rasmus hat es sich in einer Ecke, in der er sich wohlfühlt, bequem gemacht. Der zweite Stock ist für uns das Herzstück der Buchhandlung, denn hier kann man es sich mit einem Buch in der Hand gemütlich machen und völlig darin versinken. Der hintere Teil wirkt wie eine Schatzkammer der Bücher, goldene Buchrücken und Verschnörkelungen blicken einem entgegen. Hier bekommt man das Antiquariatsfeeling in all seinen Facetten zu spüren. Einfach magisch! Für Literaturliebhaber genau der richtige Ort. Wir waren völlig gefesselt von den ganzen Eindrücken.

 

 

 

2. Stock Aegis Buchhandlung, Stuhl in der Ecke, Bücherregale
© Kulturabteilung Stadt Ulm

Es ist wirklich unglaublich - eine ganz andere Welt. Gerade die junge Generation muss sich vollkommen überwältig fühlen - "so etwas kennen die jungen Leute heute gar nicht mehr" so Rasmus Schöll. Nebenbei erwähnt und absolut nennenswert: Die Aegis Buchhandlung ist das letzte Drei-Sparten-Haus der Welt! Unglaublich oder? Hier sind Buchhandlung, Verlag und Antiquariat in einem Haus vereint!

© Kulturabteilung Stadt Ulm

Wegen der Liebe ist er dann zurück nach Ulm gekommen, wo er 2017 Inhaber der Aegis Buchhandlung wurde. Aber wie ist Rasmus zum Kokoschinski und dessen Konzept gekommen?

Für Rasmus ist Kultur ein "Gradmesser für die Gesellschaft", daher hat er sich die Frage gestellt "Wie können wir Dinge neu gestalten und fassen, neue Ideen finden, die zukunftsfähig sind und Sinn machen für eine Gesellschaft?". Rasmus möchte Menschen, die schreiben, die großartige Kunst und Kultur schaffen, eine öffentliche Plattform bieten, um zu zeigen, wie vielfältig das kulturelle Angebot ist. Im Zuge dessen kamen wir auch auf das Thema Content. Dabei denkt man sofort an Instagram, Facebook, Netflix und Co., nicht so aber Rasmus.

Richtig gute Kinofilme und Literatur - das ist wahrer Content für Rasmus: "Das ist das, was wir wirklich brauchen". Dabei beschäftigt ihn besonders die Frage nach der Zukunft der Bücher: Wie wird es in 20 Jahren in dieser Branche aussehen? Wird es sie noch geben? Und wie können jetzt die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt werden? So kam Rasmus auf die Idee, dass mit zusätzlichen Räumlichkeiten, ergänzend zur Buchhandlung, Kaffee und Kultur zukunftsfähig zusammengeführt werden können - so wurde aus dem ehemaligen Kornhauskeller das Kokoschinski Café und Kultur.

Sofa, Postkartenständer, rot weiß gestreifte Wand
© Kulturabteilung Stadt Ulm

Es war absolut inspirierend Rasmus zuzuhören - er hatte so viel zu erzählen! Sein Werdegang ist außergewöhnlich: Er ist nach der Schule erst nach Finnland ausgewandert, wo er "so Kulturzeug mitten in der Pampa" gemacht hat, danach kam er wieder zurück nach Ulm, wo er zunächst auf dem Bau und im Hotel gearbeitet hat und als Aktmodel tätig war - alles gleichzeitig.

Die Sehnsucht nach dem Meer hat ihn dann nach Hamburg verschlagen. Da er immer schon gerne und viel gelesen hat, absolviert er eine Ausbildung zum Buchhändler: "Denn es braucht jemanden, der sich um Bücher kümmert".

 

Bücher, Lampe, Karten
© Kulturabteilung Stadt Ulm

Hier möchte Rasmus Kultur barrierefrei anbieten, also ohne Hemmschwellen. Denn viele Menschen fragen sich, wo sie eine Lesung erleben können. Man denkt sofort an den Deutschunterricht zurück - langweilig, pädagogisch, trocken -  trotz des Wasserglases auf dem Tisch. Das ist nicht das Konzept des Kokoschinski. Hier soll Kultur erlebbar sein, "ohne dass es pädagogisch ist, ohne dass es blöd ist, sondern es soll cool und lässig sein" - eben nicht wie im Deutschunterricht, so Rasmus.

Es soll möglich sein "Kultur by the way zu erleben". Im Kokoschinski wird niemandem Kultur aufgedrückt. "Musik - besser gesagt - Songtexte, sind auch Literatur", deshalb finden dort auch Konzerte statt. Man kann einen Kaffee trinken, sich in entspannter Atmosphäre treffen, ohne dass man das Gefühl hat, Kultur aufgezwungen zu bekommen. Kultur und Gastronomie spielen hier zusammen. Ein super Konzept wie wir finden!

"Ich kann Kultur erleben, muss es aber nicht", "Kultur peripher erleben", das ist, was Rasmus erreichen will und geschafft hat. Literatur wird für alle zugänglich. Toll!

Auf die Frage welche Rolle Bücher und Kultur in seinem Leben spielen, antwortete er: "Es ist nicht alles, aber es ist sehr, sehr viel. Es ist etwas, das ich tun muss". Hier sieht man, mit welcher Leidenschaft Rasmus hinter dem steht, was er tut. Dieses Engagement braucht es auch, um Kultur zu fördern und weiterzugeben.
Kleiner Fun Fact am Rande: Rasmus würde unglaublich gerne mal eine Lesung in einer Kosmetikabteilung machen. Mal was ganz Anderes und weit weg vom herkömmlichen Setting einer Lesung.

 

Wenn ihr noch mehr über Rasmus erfahren wollt, dann schaut euch unbedingt unser neues Video aus der "Kreative im Fokus"-Reihe an. Im Video erfahrt ihr noch mehr über seinen Werdegang, was sein Ulmer Lieblings-Kulturort ist und was er sich für die Ulmer Kulturszene wünscht. Viel Spaß beim Anschauen!

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden